GLEICHBERECHTIGUNG
UND SEXUELLE ZUFRIEDENHEIT
IN DER HETEROSEXUELLEN
PAARBEZIEHUNG
Projektzeitraum: 1993 - 1995
Status: Abgeschlossen
VerfasserInnen:
Irmgard Selenz
Mark Willuhn
Andrea Pirker
Irene Zeilinger
INHALTSVERZEICHNIS
1. Zusammenfassende Darstellung
2. Problemstellung und politische Relevanz
3. Anschluss an die wissenschaftliche Forschung zum Thema
3.1. Wissensstand und theoretischer Rahmen der Untersuchung
3.1.1. Paarbeziehung und Sexualität
3.1.1.1. Die historische Entwicklung der westeuropäischen
Paarbeziehung
3.1.1.2. Das jugendliche Zusammenleben als neues PartnerInnenschaftsmodell
3.1.1.3. Chaos der Liebe - Die Freisetzung traditioneller Geschlechterrollen
3.1.2. Gleichberechtigung und Gerechtigkeit
3.1.2.1. Gerechtigkeitstheorien
3.1.2.2. Gleichheit und Gleichberechtigung als Begriffe der Frauenbewegung
3.1.2.3. Gleichberechtigung und Gerechtigkeit
3.1.2.4. Die Analyse der Geschlechterverhältnisse in der
ethnologischen Frauenforschung
3.1.3. Typen von Liebe
3.1.3.1. Die Sternberg'schen Liebestypen
3.1.3.2. Die Giddens'schen Liebestypen
3.2. Offene Fragen
4. Forschungsfrage und Hypothesen
4.1. Forschungsfrage
4.2. Hypothesen
4.3. Operationalisierung
5. Design und Methoden
5.1. Population und Stichprobe
5.2. Methoden
5.3. Zeit- und Arbeitsplan
6. Literaturübersicht
1. Zusammenfassende Darstellung
Das Auftauchen der Sexualität ist ebenso wie die Veränderung
der Paarbeziehungen ein Phänomen der Moderne. Es besteht
der Zwang zum Selbst, zur Individualisierung, mensch muß
jemand sein, worin die Selbstdefinition aus der Position zur Umwelt
wurzelt. Das sich auf einander Beziehen formt die Identität
- so wurde z. B. die Entscheidung zwischen Hetero- oder Homosexualität
zur Identitätsfrage. Intimität, bzw. die intime Beziehung
ist heute eine nicht öffentliche, demokratische, duale Beziehung,
die alle Lebensbereiche umfaßt. Einerseits entwickelt sich
aus der intimen Beziehung, aus der Privatheit die Gleichberechtigung
und wirkt von hier aus auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Andererseits
unterstützt die Gleichberechtigung einer Person in der Öffentlichkeit
auch die Durchsetzung von Gleichberechtigung in der intimen Beziehung
und in der Sexualität.
Wir nehmen an, daß das neue Beziehungsmuster auf Gleichberechtigung
beruht, bzw. zu Gleichberechtigung und damit zu sexueller Zufriedenheit
führt. Sexuelle Zufriedenheit dient zunehmend als Gradmesserin
für die Umsetzbarkeit von Gleichberechtigung in der neuen
Beziehung. Wenn es nun ein alternatives, gleichberechtigtes Beziehungsmuster
gibt, ist das auch eine Möglichkeit für neue Versorgungskonzepte,
denn die bisherigen Konzepte knüpfen an der Familie an, die
sich jedoch als Institution bereits in Auflösung befindet
(Scheidungsrate, AlleinerzieherInnen usw.).
Unsere Untersuchung soll ein erster Baustein für die Definition
dieses neuen Konzepts sein und setzt bei der Gleichberechtigung
und der sexuellen Zufriedenheit an. Die sexuelle Zufriedenheit
ist für die eigene Identität wichtig, denn es geht um
das Respektieren des Selbst und des Anderen, um die eigenen und
die Fremdbedürfnisse. Sexuelle Zufriedenheit ist Ausdruck
einer intimen Beziehung, einer sozialen Verantwortung füreinander.
Wenn sie nicht erreicht werden kann, kommt es zur Scheidung, die
ein Ausdruck für die Unzufriedenheit der PartnerInnen mit
ihren Beziehungen ist.
Wir gehen in unserer Untersuchung davon aus, daß die Vorstellungen
von Gleichberechtigung und die tatsächliche Gleichberechtigung
in der Paarbeziehung nur bedingt übereinstimmen. Anhand von
qualitativen Leitfadeninterviews wollen wir untersuchen, inwieweit
sich die Diskrepanz zwischen der gewünschten und der realen
Gleichberechtigung auf die sexuelle Zufriedenheit in heterosexuellen
Paarbeziehungen auswirkt. Unsere Hypothese ist - gemäß
den Gerechtigkeitstheorien in der Psychologie - daß die
sexuelle Zufriedenheit sinkt, je größer diese Diskrepanz
ausfällt. Zur Auswertung der Interviews werden wir die Inhaltsanalyse
heranziehen und gegebenenfalls Typen von Zufriedenheit und Diskrepanz
bilden.
2. Problemstellung und politische Relevanz
Die konkret seit den Siebziger Jahren heftig umstrittenen und
bekämpften Rollenbilder von Mann und Frau mit den zugeordneten
Handlungsmöglichkeiten und die erkämpfte Gleichstellung
im Bildungs- und Berufszugang - in Österreich durch das Gleichbehandlungspaket
1973 - haben weitreichende Veränderungen der sozialen Struktur
in den Industriegesellschaften ausgelöst. Die Hauptauslöserinnen
dieser Veränderungen waren die Debatten um die Pille (Nelson
Hearings, Washington) und um die Abtreibung (§ 218 in Deutschland,
§ 96 und § 97 StGB in Österreich), in deren Folge
sich die breite Masse der Frauen mit der Forderung auf das Recht
auf den eigenen Körper hinter die Zweite Frauenbewegung stellte
und diese auch in anderen Bereichen unterstützte ("Massenbewußtsein
von dem Kampf zwischen Frau und Staat um die Kontrolle des weiblichen
Körpers" Grant 1994: 205).
Das Drängen der Frauen auf die Universitäten und den
Arbeitsmarkt und die Entscheidungsmöglichkeit, kinderlos
zu bleiben, verändern nicht nur die "Normbiographien"
der Frauen selbst zu "Wahlbiographien" (Key Ley, 1984),
sondern induzieren Veränderungen des gesamten sozialen Umfeldes,"mit
allen Zwängen und Frösteln der Freiheit"(Gisela
Wisocky) (vgl.Beck/Beck-Gernsheim 1990: S.13). Die Folge ist die
Befreiung nicht nur der Frauen und Männer von traditionellen
Rollenklischees, sondern auch der Familien vom Klischee der "Keimzelle
des Staates", was die wachsende Anzahl der bewußt kinderlos
bleibenden Paare in den Industriestaaten belegt.
Die neue Freiheit durch Wohlstand und materielle Sicherheit, Rationalisierung
von Arbeitsprozessen und der damit entstehenden Freizeit ruft
ein weiteres Phänomen hervor, das zusammen mit der steigenden
Unabhängigkeit und Ablösung von traditionellen sozialen
Strukturen entsteht. Durch die nicht mehr von außen determinierte
Identität und Zugehörigkeit muß sich jedeR einzelne
selbst definieren, wer und was sie/er ist. Zur Individualisierung
kommt die Individuierung. Um die eigene Identität zu definieren,
werden alle Lebensbereiche herangezogen, insbesondere persönliche
Beziehungen und die eigene Sexualität mit ihren Bedürfnissen,
die nur noch zum Teil über das biologische Geschlecht vordefiniert
werden kann.
Doch auch die Geschlechterrollen geraten allmählich ins Wanken,
bedingt durch die Angleichung der sozialen Spielräume, sei
es in der Arbeit oder im Privaten mittels Arbeitsteilung bei Beziehungsarbeit,
sexueller Initiative usw. Die gesellschaftlich determinierten
Dispositive, die an das biologische Geschlecht gekoppelt waren,
reduzieren sich auf wirklich biologisch bedingte (Schwangerschaft).
Mit der Karenz auch für die Väter ist aber auch dieser
Unterschied auf ein absolutes Minimum geschrumpft, wenn wir außer
acht lassen, daß die gebotene Möglichkeit aufgrund
immer noch eklatanter Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern
und des befürcheten sozialen Drucks selten in Anspruch genommen
wird.
Die gesellschaftlichen Fixpunkte verflüchtigen sich, die
Geschlecherrollen sind nicht mehr starr vorgegeben, die Frauen
können sich dafür entscheiden, nicht mehr Mutter zu
werden, und so wird es immer schwieriger, klar zu erfassen, worin
der spezifische Unterschied zwischen dem einen und dem anderen
besteht. Die immer mehr zunehmenden Hinweise auf unsere bisexuelle
Natur machen uns vollends ratlos. Wenn man von dem nicht zu beseitigenden
Unterschied in den Chromosomen absieht, bleiben nur noch Unterscheidungen
im Sinne von mehr oer weniger. (Badinter 1987: 190)
Der zweite Ast der sexuellen Revolution betrifft die Sexualität
selbst (Grant 1994: 203). Durch die Entkoppelung des Aktes von
der Schwangerschaft durch für alle zugängliche Verhütungsmittel
und -methoden befreit sich vor allem die weibliche Sexualität
von der ständigen Angst vor den Folgen, wodurch sich erstmals
eine angstfreie Möglichkeit zur selbstbewußten Entfaltung
eröffnet. Um so stärker, als die Abwehr des Versuchs
der "männlichen" Gesellschaft, die Verantwortung
für die Folgen der Sexualität gänzlich auf die
Frauen abzuschieben, mehr oder weniger erfolgreich ist, zumindest
aber in einer breiten Öffentlichkeit thematisiert wird. Dies
hat zur Folge, daß Frauen mit wachsendem Selbstbewu§tsein
ihre Vorstellungen von Sexualität und Intimität nicht
nur definieren, sondern auch in der PartnerInnenschaft erfüllt
sehen wollen und einfordern.
Wurde vor 20 Jahren Sexualität noch hauptsächlich in
engeren sozialen Beziehungen erlebt, da ja zumindest ein Eheversprechen
oder eine Verlobung Voraussetzung dafür waren, so zeichnet
sich mit der wachsenden Autonomie und der ökonomischen Unabhängigkeit
der/des einzelnen von familialen Strukturen eine Tendenz zu vor-
und außerehelichen sexuellen Erlebnissen auch außerhalb
und ohne feste Bindungen ab (Michael/Gagnon/Laumann/Kolata: 1994).
Ausprobieren und Erkunden der eigenen sexuellen Bedürfnisse
beginnt nicht in festen Bindungen. Mit 17 haben schon 50 % der
Jugendlichen den ersten Geschlechtsverkehr hinter sich. Das Durchschnittsalter
beim ersten Mal ist von 18 Jahren bei den Jahrgängen 1933
bis 1942 auf knapp unter 17 bei den Jahrgängen 1963 bis 1967
gefallen.
Gleichzeitig scheint die Attraktivität der klassischen ehelichen
Gemeinschaft ungebrochen (Beck/Beck-Gernsheim 1990: 69). Sie spiegelt
die zweite Tendenz wieder, die eng im Zusammenhang mit der Individualisierung
innerhalb der Gesellschaft steht (Individuierung mit Hilfe einer/eines
PartnerIn auf der gemeinsamen Insel der Ehe). Der Anteil der Einzelhaushalte
hat in der Bundesrepublik inzwischen ein Drittel überstiegen
(35 %), während in den urbanen Zentren wie Hamburg, München
oder Frankfurt der Anteil bei 50 % liegt. Während 1900 44
% der Haushalte noch fünf oder mehr Personen beherbergten,
liegt deren Anteil heute nur noch bei 6 %. Am Ende der Achziger
Jahre lebten in Deutschland neuen Millionen Menschen, rund 15
% der Bevölkerung, allein - mit steigender Tendenz (vgl.
Statistisches Bundesamt 1989: 64ff, errechnet aus Tabelle 3.6.).
Die soziale Isolation lößt die Romantik wieder stärker
werden, die weiterhin traditionelle Dispositive, wenn auch in
leicht abgewandelter Form, mittransportiert. Daß der "Zufall",
Fatalismus des romantischen Liebesideals, seine Hand im Spiel
hat, zeigt sich bei der durchschnittlichen Lebensdauer einer Ehe
und bei den Scheidungs- und Wiederverheiratungsraten. Doch nicht
nur romantische Utopien lassen diese Ehen scheitern, sondern auch
die de facto gestiegenen Erwartungen von innen und außen.
Von innen steigen die Wünsche nach persönlicher Bedürfnisbefriedigung
durch die/den PartnerIn, von außen die Ansprüche der
Gesellschaft an die Familie, die vor allem mit ihren Kindern alleingelassen
wird (Zwang zum Doppelverdienst, unzureichende kindgerechte Einrichtungen,
keine Kindergartenplätze). Die Ansprüche, die die Familie
erfüllen soll, lassen sie nicht nur scheitern, sondern veranlassen
auch eine bewußte Ablehnung dieser sozialen Konstruktion,
da sie den persönlichen Bedürfnissen nicht mehr gerecht
werden kann ("Der Traum einer gesunden Ehe in einer kranken
Gesellschaft" Bornemann 1994).
Es soll hier nicht darüber hinweggetäuscht werden, daß
54 % der Bevökerung in ehelichen Gemeinschaften lebt (geschieden
und wiederverheiratet?), die weiterhin als beständigste sexuelle
Verbindung gilt, doch 16 % leben geschieden oder getrennt, und
immerhin rund 7 % in Lebensgemeinschaften mit gemeinsamem Haushalt.
Da die oben angeführte Entwicklung aber erst 20 Jahre dauert,
ist zu erwarten, daß deren Anteil weiter steigen wird. (Michael/Gagnon/Laumann/
Kolata 1994: 324)
Da aufgrund ihrer zeitlichen Begrenztheit nicht mehr davon ausgegangen
werden kann, daß Lebensgemeinschaften, seien sie ehelich
oder nicht, eine konstante Größe im sozialen System
sind (LebensabschnittbegleiterInnen), zudem zusehends mehr AlleinerzieherInnen
durch das soziale Netz fallen (70 % der Alleinerziehenden in Deutschland
müssen mit weniger als DM 1.200,-- monatlich auskommen) und
unter der Armutsgrenze leben (Beck/Beck-Gernsheim 1990: 45), stellen
sich folgende Fragen:
1) Macht es in der Sozialpolitik noch Sinn, an langfristig verschwindenen
sozialen Strukturen festzuhalten, oder die soziale Unterstützung
direkt den Betroffenen (im speziellen den Kindern) zukommen zu
lassen und von der Kleinfamilie als Versorgungssystem gänzlich
abzusehen?
2) Können Lebensgemeinschaften ein tragfähiges soziales
Netz bilden, wenn ja, wie sieht diese neue Struktur aus und welche
Faktoren konstituieren Beständigkeit, wenn diese von den
PartnerInnen erwünscht ist?
Unsere Studie schließt an die zweite Frage an. Wir gehen
davon aus, daß äußere Bindungen (gemeinsamer
Haushalt, Kinder) tendenziell immer weniger zur Stabilität
einer PartnerInnenschaft beitragen und die Sexualität, die
auch als Möglichkeit des Ausdrucks eigener Identität
herangezogen wird, in PartnerInnenschaften eine wachsende Bedeutung
erlangt. Nicht allein aufgrund der Tatsache, daß die Sexualität
in Form der Geschlechtlichkeit auch eine der Auslöserinnen
sozialer Veränderungen ist, sondern auch, weil sexuelle Interaktion
einen der intimsten Kommunikationswege in einer intimen Beziehung
darstellt, da sie über weite Strecken auch nonverbal geführt
werden kann. Es stellt sich die Frage, inwiefern sexuelle Zufriedenheit
als Faktor für die Aufrechterhaltung der intimen Beziehung
PartnerInnenschaft von den PartnerInnen selbst herangezogen wird
und ob sie Gradmesser für die Qualität einer PartnerInnenschaft
sein kann.
Zu diesem Zweck untersuchen wir:
1) Die Ideale von gleichberechtigter PartnerInneschaft im weitesten
Sinn.
2) Die real gelebte PartnerInnenschaft unter besonderer Berücksichtigung
der Sexualität.
3) Die Zusammenhänge zwischen sexueller Zufriedenheit und
der Diskrepanz von Idee und Realität von Gleichberechtigung
in der PartnerInnenschaft (siehe 4.)
3. Anschluß an die wissenschaftliche Forschung zum Thema
3.1. Wissensstand und theoretischer Rahmen der Untersuchung
3.1.1. Paarbeziehung und Sexualität
3.1.1.1. Die historische Entwicklung der westeuropäischen
Paarbeziehung
Die sozio-historischen Texte zu diesem Thema befassen sich mit
der Ehe als Hauptform der westeuropäischen Paarbeziehung,
wohl auch, weil die Quellenlage zur Ehe als religiös und
juristisch geregelter Lebensform besser ist als die zu anderen
Formen des Zusammenlebens. Auffällig an der Geschichte der
westeuropäischen Ehe erscheint die Existenz eines seit vielen
Jahrhunderten und teilweise auch heute noch gültigen Ehemodells,
der monogamen und unauflöslichen Ehe (Aries 1986: 176), ist
doch das weltweit häufigste Ehemodell jenes, in dem der Mann
seine Ehefrau aus bestimmten Gründen verstoßen und
eine andere Frau heiraten darf. Das christlich-westeuropäische
Modell der unauflöslichen Verbindung in der Ehe stellt also
in diesem Zusammenhang eine Ausnahme dar. Dieser Aspekt der christlichen
Moral hat seinen Ursprung allerdings im spätantiken Rom,
wo sich die Ehen als Vertrag zwischen zwei Familien stabilisierten
und mit Gefühl versahen. Gegenüber den bereits bestehenden
westeuropäischen Ehemodellen mußte sich das christliche
jedoch erst durchsetzen.
In der karolingischen Ehe wurden wirkliche Ehen nur von wenigen
Mächtigen geschlossen, während der Großteil der
Bevölkerung andere, nicht vertraglich geregelte Formen des
Zusammenlebens wählte (Aries 1986: 177ff). Es war nicht einmal
erwünscht, da§ alle Kinder eines Adeligen heirateten,
denn dadurch wäre sein Besitz zwischen seinen ErbInnen zu
sehr zerstückelt worden. Die Heirat war zwar ein privater
Akt, ein Vertrag zwischen zwei Familien, und die Eheschließung
fand im Bett statt, aber sie hatte auch öffentlichen Charakter,
denn die Gemeinschaft mußte ihre Zustimmung ausdrücken.
Wenn das Eheziel, die Nachkommenschaft, nicht erfüllt wurde,
konnte die Ehe für aufgelöst erklärt werden. Unter
diesen Umständen konnte sich Liebe bestenfalls erst während
der Ehe entwickeln, und auch die Lustbefriedigung nahm einen sekundären
Rang ein.
Die Definition und Durchsetzung des christlichen Ehemodells dauerten
lange, die wichtigste Neuerung war dabei das Einverständnis
der Brautleute mit der Eheschließung (Aries 1986: 180ff).
Die Ehescheidung wurde bis zum 12. Jahrhundert nicht verboten,
um den Einfluß der Kirche ausbauen zu können. Ehen
waren laut Kirchenrecht bis zum 7. Grad inzestuös und dadurch
scheidungsfähig, was für den Adel eine Hintertür
im Falle des Ausbleibens eines Stammhalters darstellte. Erst dann
trat die stabilitas anstelle des Inzest, der nun nur noch bis
zum 4. Grad bestand. Die Ehe war durch die Institutionalisierung
und Registrierung kein privater Akt mehr, sondern wurde schließlich
sogar als Sakrament zum Bestandteil des religiösen Lebens.
Die christliche Moral meinte, die Eheleute seien ein Fleisch und
schuldeten einander daher Vertrauen und Achtung, während
Liebe sich erst im Laufe der Ehe entwickle. Vom Mann wird die
fürsorgliche Liebe zu seiner Frau verlangt, von ihr aber
die Unterordnung unter ihren Mann und die Erhaltung ihrer Keuschheit
auch in der Ehe. Auch in diesem Ehemodell hatte die Lustbefriedigung
vorerst keinen Platz, aber um das Funktionieren des Ehevertrages
zu garantieren, wurde der Beichtvater als Korrektiv in der Sexualität
herangezogen. (Flandrin 1986: 159)
Ab dem 18. Jahrhundert setzt sich das westliche Eheideal durch:
Eheleute sollen sich wie Verliebte lieben. "Die außereheliche
Erotik hat Eingang in die Ehe gefunden und die traditionelle Zurückhaltung
zugunsten der Leidenschaft und auf Kosten der Dauer verdrängt."
(Aries 1986: 173) Im Gegensatz zur Trennung zwischen Liebe
und Ehe (und damit Fortpflanzung) in fast allen Kulturen hat sich
dieses Eheideal bis heute erhalten: Heute gibt es nur noch eine
Liebe, die leidenschaftliche und stark erotisierte Liebe, und
die alten Merkmale der ehelichen Liebe, wie wir sie hier beschrieben
haben [privater Charakter als Vertrag zwischen zwei Familien,
politische und ökonomische Interessen, Ziel der Nachkommenschaft,
I. Z.], sind verschwunden oder gelten als hinderliche Reste, die
den endgültigen Sieg der Liebe - der einen und einzigen Liebe,
der einen und einzigen Sexualität - hinauszögern . [....]
Die leidenschaftliche Liebe kennt keine Dauer; [....] Die wirkliche
Ehe ist eine dauerhafte Gemeischaft, eine lebendige und fruchtbare
Dauer, die dem Tode trotzt - eine untergründige Revanche
der dynamischen Kontinuität in einer Gesellschaft, die dem
Augenblick und dem Bruch huldigt. (Aries 1986: 173f)
3.1.1.2. Das jugendliche Zusammenleben als neues PartnerInnenschaftsmodell
Eine neue Form der Paarbeziehung ist die des "jugendlichen
Zusammenlebens", wie Bejin (1986: 197) sie genannt hat. Es
handelt sich dabei um ein neues Phänomen, das sich von einer
Verlobung, Probeehe oder einem Konkubinat deutlich unterscheidet
und meist erst dann durch eine Eheschließung "legalisiert"
wird, wenn das Paar ein Kind erwartet. Bejin spricht von den drei
Idealtypen der ehelichen Liebe, der außerehelichen Liebe
und des jugendlichen Zusammenlebens und vergleicht diese Idealtypen
anhand von neun Kriterien.
Die jugendliche Lebensgemeinschaft stellt bei allen Kriterien
eine Mischung aus den traditionellen Formen des Zusammenlebens,
der Ehe und der außerehelichen Liaison, dar. Dieser Versuch
der Verbindung von eher gegensätzlichen Elementen ist zwar
mühsam, aber doch dermaßen "ansteckend",
daß sich auch die moderne Ehe und die Paarbeziehungen von
Homosexuellen dieser Lebensform immer mehr angleichen.
Es ist, als wollten diese in verlängerter Jugend lebenden
jungen Leute, die sich eine "gleichberechtigte" Beziehung
zum Partner des anderen Geschlechts wünschen, den anderen
finden und zugleich im anderen sich selbst wiederfinden. Als Gleiche
spiegeln sie sich in ihrem jeweiligen alter ego und erfahren sich
darin auf magische Weise mit jenem kleinen Unterschied ausgestattet,
der ihnen fehlt zum vollkommenen, autarken, stabilen und vom Bedürfnis
der Fortpflanzung befreiten Bild des Androgynen. (Bejin 1986:
207)
Tabelle 1: Charakteristische Unterschiede von ehelicher
Liebe (EH), außerehelicher Liebe (AH) und jugendlichem Zusammenleben
(JZ). (Quelle: Bejin 1986: 198ff)
| EH | AH | JZ |
Dauer | unauflöslich | kurzlebig |
täglich neu verhandelt |
Soziale Anerkennung | rituell bestätigt |
nicht gebilligt | Quasi-Billigung der Verbindung |
Ziele | materielle und sex. Befriedigung | soziale Sicherheit und soziale Sicherheit
| sexuelle Befriedigung |
Aufgabenteilung | ja | nein | ja vs. Ideal der Gleichheit
|
Geforderte Treue | ja | nein | Sexualität erlaubt, Liebe nicht
|
Ausdruck der Gefühle | traditionell nicht |
ja | Unabhängigkeit vs.völl. Offenheit |
Normative Grundlagen der sexuellen Beziehung | eheliche Pflicht
| völl. Freiwilligkeit | Mischform |
Fruchtbarkeit | ja | nein | "Moratorium" (Wunsch vs. Angst)
|
Affektives Feld | ausgedehnt | nur das Paar
| ausgedehnt mit dem Paar im Zentrum |
3.1.1.3. Chaos der Liebe - Die Freisetzung traditioneller Geschlechterrollen
Die vorgegebenen Geschlechtsrollen sind Basis der Industriegesellschaft
und nicht etwa ein traditionales Relikt, auf das zu verzichten
ein leichtes wäre. Ohne die Trennung von Frauen- und Männerrollen
es keine traditionale Kleinfamilie. Ohne Kleinfamilie keine Industriegesellschaft
in der Schematik von Arbeit und Leben. (Beck/Beck-Gernsheim 1990:
36)
In der in sich selbst verirrten Privatheit bleibt unerkannt, daß
die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen kein Oberflächenphänomen
ist, das in den Strukturen und Formen von Familie und Berufssphäre
korrigiert werden kann. Diese epochalen Ungleichheiten sind vielmehr
in die Grundschematik der Industriegesellschaft, ihr Verhältnis
von Familien- und Erwerbsarbeit eingebaut. Mit ihnen brechen die
Wiedersprüche zwischen Moderne und Gegenmoderne in der Industriegesellschaft
auf. ... Die Gleichstellung von Männern und Frauen kann nicht
in den institutionellen Strukturen gelingen, die ihrem Zuschnitt
nach auf die Ungleichstellung bezogen sind. Erst in dem Maße,
in dem das gesamte institutionelle Gefüge der entwickelten
Industriegesellschaft auf die Lebensvoraussetzungen von Familie
und Partnerschaft hin durchdacht und verändert wird, kann
eine neue Art der Gleichstellung jenseits von Frauen- und Männerrolle
Schritt für Schritt erreicht werden. (215)
Jene Individualisierungsdynamik, die den Menschen von den Klassenkulturen
herausgelöst hat, macht vor den Toren der Familie nicht halt.
Sie greift auch in die Rollenklischees ein, die für die Identifikation
bislang wichtig waren. Die Auflösung der Geschlechterstereotypen
ist ein sehr junger Prozeß und wird z. B. in der Eherechtsreform
von 1976 sichtbar. Dadurch brechen in allen Lebensformen von Männern
und Frauen (vor, in, neben und nach der Ehe) Jahrhundertkonflike
hervor und zeigen dort ihr privates persönliches Gesicht,
obwohl diese in der Familie lediglich stattfinden, nicht aber
durch die Familienstruktur begründet werden.
Das gestiegene Konfliktpotential innerhalb der Familie begründet
sich in verschiedenen Freisetzungsprozessen, z. B. der demographischen
Freisetzung, bei der durch die höhere Lebenserwartung Mutterschaft
nur ein Lebensabschnitt sein kann, auf den 30 Jahre "leeres
Nest" folgen. Durch die Idealisierung der Liebesheirat, die
Enttraditionalisierung der Lebenswelten, die Individualisierung,
die Verschärfung der Grenzen der Kleinfamilie und durch die
technische Modernisierung im Haushalt entwickelt sich die Kleinfamilie
zum insulanischen Dasein. Aufgrund der demographischen Freisetzung
und der Haushaltstechnisierung begannen sich in den Fünfziger
Jahren die Frauenrollen dahingehend zu verändern, daßFrauen
zunehmend auf den Arbeitsmarkt drängten. Ein weitaus gewichtigerer
Grund aber ist die Tatsache, daß die ökonomische Absicherung
vieler Familien auf die Erwerbstätigkeit von Frau und Mann
angewiesen ist.
Auch Männer wenden sich gegen ihre traditionellen Rollen,
da sie nun durch die Erwerbstätigkeit der Frauen aus dem
"Joch der Alleinverdienerrolle" (199) entlassen werden.
Es wird ihnen zunehmend deutlich, daß sie sich für
berufliche und betriebliche Ziele verausgaben, mit denen sie sich
eigentlich nicht identifizieren können, und daß sie
in Alltagsdingen unselbständig und auch emotional auf die
Frauen angewiesen sind.
Zur Lösung dieser privaten, persönlichen Konflikte stehen
der/dem einzelnen keinerlei Handlungsmuster zur Verfügung.
Es geht um die Verschiebung von Konflikten aus dem gesamtgesellschaftlichen
Bereich ins "Private", womit die/der einzelne zwangsläufig
überfordert ist. Auch die Psychologie, die das Leiden, das
ihr nun massenhaft zugetrieben wird, auf Bedingungen familialer
Sozialisation zurückführt, wird kurzschlüssig.
Wo den Menschen die Konflikte aus den Lebensformen entspringen,
wo ihr Zusammenleben vorbildlos wir, kann ihr Leiden nicht mehr
auf frühkindliche Versäumnisse und Weichenstellungen
zurückgeführt werden. Sexualität, Ehe, Erotik,
Elternschaft haben unter den Bedingungen der Freisetzung aus den
modernen ständischen Geschlechtsschiksalen von Männern
und Frauen viele mit Ungleichheit, Beruf, Arbeitsmarkt, Politik,
Familie und den in sie eingelassenen und zukunftsfähig gewordenen
Lebensformen zu tun. Diese Historisierung und gesellschaftliche
Revision ihrer Kategorien steht der Psychologie bevor.
3.1.2. Gleichberechtigung und Gerechtigkeit
3.1.2.1. Gerechtigkeitstheorien
Gerechtigkeit liegt vor, wenn keinE PartnerIn unbegründete
Vor- oder Nachteile im Vergleich zur/zum anderen oder auf Kosten
der/des anderen hat (Herkner: 1991, 435ff). JedeR PartnerIn leistet
Beiträge in Form von Zeitaufwand, Anstrengung, Fähigkeiten,
Leistungen, Aussehen usw. und erzielt als Ergebnis Belohnungen
und Bestrafungen im weitesten Sinn. Sowohl Beiträge als auch
Ergebnisse können positiv oder negativ sein; die Wahrnehmung
des Verhältnisses deutet die Person als Gerechtigkeit oder
Ungerechtigkeit.
Walster und Traupman (1978) untersuchten den Zusammenhang von
Stabilität in der Beziehung und Zufriedenheit bzw. Glücks-,
Ärger- oder Schuldgefühlen. In Übereinstimmung
mit der Theorie stellte sich heraus, daß die Versuchspersonen
in gerechten Beziehungen besonders glücklich und zufrieden
waren und sich kaum verärgert oder schuldig fühlten.
Außerdem waren gerechte Beziehungen stabiler als unausgegeglichene.
Wichtig ist auch noch, daß sowohl ausgleichende Gerechtigkeit
als gerecht empfunden wird als auch das Unbehagen verschiedenes
Ausmaß annimmt, je nach Attribution. Es ist stärker,
wenn die Ungerechtigkeit auf interne oder kontrollierbare Faktoren
(mangelnde Anstrengung) zurückgeführt wird, und schwächer
bei externen (Befehl, Zufall) oder unkontrollierbaren Faktoren
(Unfähigkeit).
Nicht zu vernachlässigen sind die Erwartungen der PartnerInnen
an die Beziehung. Rational fundierte Verbindungen funktionieren
auf Gerechtigkeitsbasis (Mills und Clark: Austauschbeziehungen).
Gleichberechtigung ist von zentraler Bedeutung. Hingegen sind
emotionale Beziehungen von Empathie und Verantwortung der PartnerInnen
füreinander geprägt (Mills und Clark: Gemeinschaftsbeziehungen).
Gerechtigkeit oder ausreichende Belohnung sind hier von minderer
Bedeutung. Die meisten realen Beziehungen sind allerdings Mischformen.
3.1.2.2. Gleichheit und Gleichberechtigung als Begriffe der
Frauenbewegung
Die beiden Frauenbewegungen entstanden - im Vergleich zur Diskriminierung
der Frauen - relativ spät auf der geistigen Grundlage der
aufklärerischen Gleichheitsidee (Schenk 1983: 85ff). Eine
der Wegbereiterinnen der Frauenbewegungen war Olympe de Gouges,
die zwei Jahre nach der Französischen Revolution ein Pamphlet
mit dem Namen "Die Rechte der Frau" (in Anspielung auf
die Erklärung der Menschenrechte, "Les Droits de l'Homme")
und wurde unter anderem dafür einige Jahre später auf
dem Schafott hingerichtet.
Der Anla§ für die Gründung der ersten Frauenbewegung
im 19. Jahrhundert ist soziale Not am Übergang von einer
agrarisch-handwerklichen zu einer Industriegesellschaft. Diese
Not spiegelt sich vor allem in der Entwurzelung und der Armut
der Frauen im Proletariat und BürgerInnentum wider. Dementsprechend
sind die ersten Themen der Kampf gegen die Armut, verbesserte
Bildungs- und Erwerbsmöglichkeiten und die aktive Teilhabe
am öffentlichen Leben für Frauen. Die Trägerinnen
der Bewegung sind vorerst Frauen aus dem BürgerInnentum,
denen später die Gründerinnen der Arbeiterinnenvereine
folgen sollen. Ab den Sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts
wird die Frauenbewegung wirklich aktiv, und von 1890 bis etwa
1908 erfährt sie ihren größten Aufschwung. Sowohl
der radikale bürgerliche Flügel, der neben den Hauptthemen
auch die sexuelle Doppelmoral kritisiert und das Wahlrecht einfordert,
als auch der konservativ-gemäßigte bürgerliche
Flügel finden in der Gleichberechtigung einen Schlüsselbegriff
(Menschik 1977b, Schmid/Schnedl 1982). Bei allen berührten
Gebieten, sei es nun die Arbeitswelt, die Familie oder die Politik,
geht es um die rechtliche Gleichstellung der Frauen, die auf eben
diesen Ebenen diskriminiert werden. Die Einführung von Mädchenbildung
und dem Stimmrecht für die Frauen nimmt der Frauenbewegung
jedoch den Wind aus den Segeln. Die radikale Frauenbewegung zerfällt,
und der Rest ist konservativ, in Organisatiosstrukturen erstarrt
und propagiert die seelische Mütterlichkeit als weiblichen
Kulturbeitrag. Immerhin kann es die erste Frauenbewegung als ihren
Erfolg verbuchen, daß nach dem Zweiten Weltkrieg die Gleichberechtigung
in vielen europäischen Verfassungen verankert ist.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erhält die entschlummerte Frauenbewegung
neue Impulse, unter anderem durch Simone de Beauvoir mit "Le
Deuxime Sexe" (1949). Simone de Beauvoir meint darin,
die rechtliche Gleichstellung der Frau reiche nicht für eine
tatsächliche Gleichberechtigung aus. Die Befreiung der Frau
aus der (von ihr hauptsächlich wirtschaftlich gemeinten)
Abhängigkeit vom Mann könne nur durch Erwerbsarbeit
ohne Doppelbelastung und nur bei gerechter Entlohnung, sodaß
die Frauen sich selbst erhalten können, erreicht werden.
Die Frau, die - als Ehefrau oder als Kurtisane - unterhalten wird,
ist nicht unabhängig vom Mann, weil sie den Stimmzettel in
der Hand hat ... Durch die Arbeit hat die Frau größtenteils
den Abstand überschritten, der sie vom Mann trennte. Arbeit
allein vermag ihr eine konkrete Freiheit zu garantieren. (1951:
638)
Weiters kritisiert sie die unscharfe Verwendung des Begriffs der
Gleichheit, bei der es sich nicht um die Übernahme von männlichen
Geschlechterstereotypen durch die Frauen handeln kann, sondern
nur um gleiche Rechte - Gleichberechtigung - von Mann und Frau
unter den gleichen ökonomischen Bedingungen.
Dieser unbestimmte Begriff der Gleichheit in der Ungleichheit,
dessen sich der eine bedient, um seinen Despotismus, und die andere,
um ihre Feigheit zu bemänteln, besteht die Probe der Erfahrung
nicht. In ihrem Austausch beansprucht die Frau für sich die
abstrakte Gleichheit, die man ihr zugebilligt hat, und der Mann
die konkrete Ungleichheit, die er feststellt. Daher kommt es,
daß eine endlose Debatte über die Zweideutigkeit der
Worte geben und nehmen alle Liebesverbindungen durchzieht: Sie
beklagt sich darüber, daß sie ihm alles gebe, er protestiert,
daß sie ihm alles nehme. (1951: 673)
Im Gegensatz zu ihren Vorgängerinnen prangert sie nicht nur
die rechtliche Ungleichheit der Frau in der Familie und in der
Arbeitswelt an, sondern zeigt in einem Panorama der herrschenden
Philosophien und Weltanschauungen die Auswirkungen der Diskriminierung
der Frauen auch in der Sexualität. Es geht ihr vor allem
darum darzustellen, wie Frauen zu Frauen gemacht werden, entgegen
den landläufigen Annahmen, das "Wesen" der Frau
sei ihr angeboren und ihre Ungleichheit daher ihr Schicksal.
Aus der männerzentrierten StudentInnenbewegung ab 1968 entwickelt
sich die zweite Frauenbewegung Anfang der Siebziger Jahre. Sie
fordert nach wie vor die - über weite Strecken noch immer
nicht vorhandene - rechtliche Gleichstellung der Frauen mit dem
Schwerpunkt Arbeitsmarkt (Menschik: 1971), findet aber auch viele
neue Themen, wie z. B. Doppelbelastung und entlohnte Hausarbeit
(Schwarzer: 1973), Abtreibung (Zwerenz: 1980), Gewalt gegen Frauen
(Karlsson: 1988) oder Zwangsheterosexualität (Stefan: 1975).
Der durchgehende rote Faden der feministischen Gesellschaftskritik
ist dabei der verschleierte Sexismus, der alle Formen von Frauendiskriminierung
bestimmt (Jannssen-Jurreit: 1979; Krechel: 1983; Meulenbelt: 1988).
3.1.2.3. Gleichberechtigung und Gerechtigkeit
Die Gleichberechtigung hat vom Programmsatz zur zivilrechtlichen
Gleichstellung einen langen Weg zurückgelegt, wobei der Diskussionsschwerpunkt
auf gleichem Lohn für gleiche Arbeit lag. Bei der rechtlichen
Umsetzung der politischen Forderungen stellte sich das Problem,
daß das Verfassungsrecht wegen der Vertragsfreiheit nicht
unmittelbar auf Privatleute wirkt und die Gleichheit der Freiheit
gegenüber nur eine dienende Funktion hat.
Der Kampf der Frauen um Gleichberechtigung fußt nicht -
wie oft fälschlich angenommen - auf dem Wunsch nach Gleichsein
mit den Männern, auf einer Art Gleichmacherei also, sondern
beruft sich auf die Menschenrechte. Eine alte Regel der Gerechtigkeit
kann dabei helfen: Gleiches soll als gleich, Verschiedenes nach
seiner Eigenart behandelt werden. "Gleichberechtigung der
Frauen bedeutet, daß Frauen wie Männer unter gleichen
Voraussetzungen gleiche Rechte haben." (Gerhard-Teuscher
1983: 122)
"Gleichberechtigung in ihrem radikalen, bis in die Wurzel
des Übels gehenden Verständnis meint darum mehr materiale
Gerechtigkeit und vor allem die Veränderung der üblichen
Formen geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung." (126)
Die Gleichberechtigung von Frauen in der partnerInnenschaftlichen
(Hetero-)Sexualität wird in der feministischen Literatur
im Vergleich zu Arbeit, Abtreibung und anderen Standardthemen
nicht so häufig behandelt (Janssen-Jurreit 1986), besonders
nicht unter dem Aspekt des Zusammenhangs zwischen gesellschaftlicher
Gleichberechtigung und der sexuellen Zufriedenheit. Anja Meulenbelt
schreibt dazu:
Weil das sexuelle Erleben zwischen Männern und Frauen mit
Machtverhältnissen zusammenhägt, wird sich die Sexualität
nicht so einfach verändern, wenn sich diese Verhältnisse
nicht ändern. Wenn Männer und Frauen außerhalb
des Hauses ungleich sind, ist es auch zuhause schwierig, eine
Beziehung auf der Basis der Gleichheit zu haben. (1986: 243)
Gleichberechtigung in der heterosexuellen Paarbeziehung muß
also die verschiedenen, durch die Gesellschaftsstruktur bedingten
Voraussetzungen für Männer und Frauen berücksichtigen
und kann nicht von einer gleichen Ausgangsposition der PartnerInnen
ausgehen. Diese Rücksicht auf die herrschenden Verhältnisse
ist eine Form der Gerechtigkeit.
3.1.2.4. Die Analyse der Geschlechterverhältnisse in der
ethnologischen Frauenforschung
Die ethnologische Frauenforschung bemüht sich seit den Siebziger
Jahren um eine Analyse der Geschlechterverhältnisse in außereuropäischen
Gesellschaften. Die Vergleichbarkeit der verschiedenen Gesellschaften
erwies sich dabei als Problem, das von Ilse Lenz (Dozentin für
Soziologie an der Universität von Münster) auf eine
relativ einfache, aber effektive Weise gelöst wurde. Bei
ihren Untersuchung von geschlechtssymmetrischen (oft auch "matriarchalen")
Gesellschaften und den darin herrschenden Machtverteilungen zwischen
Männern und Frauen führte sie als Kategorien vier strategische
Machtfelder ein (Lenz/Luig 1990: 39ff).
Das erste Machtfeld ist das der Produktion, das durch "die
Verfügung über materielle Ressourcen wie über eigenen
Boden und vor allem über das Produkt der eigenen Arbeit"
(Lenz/Luig 1990: 39) gekennzeichnet ist. In der ethnologischen
Frauenforschung geht es dabei unter anderem um Erb- und Eigentumsrechte,
um Matrilinearität und die damit verbundenen Machtposition
einzelner Frauen (Hausälteste usw.) oder aller Frauen. Das
Mitspracherecht in politischen Entscheidungen ist oft, aber nicht
immer, an die Besitzverhältnisse geknüpft.
Neben dem Produktionsbereich isolierte Lenz auch den der Reproduktion,
in dem es in erster Linie um die Paarbeziehung und die Fortpflanzung
geht. Lenz zeigte auf, daß in den geschlechtssymmetrischen
Gesellschaften - im Gegensatz zu den patriarchalen - die Kontrolle
über die Gebärfähigkeit, PartnerInnenwahl und Scheidung
bei den Frauen liegt. Dies wird durch ihre ökonomische Unabhängigkeit,
die im Produktionsbereich begründet liegt, ermöglicht.
Mit dem Produktions- und Reproduktionsbereich hängt das Machtfeld
der Autonomie in bezug auf Sexualität und Körper zusammen,
denn die ökonomische Unabhängigkeit ermöglicht
nicht nur eine relativ freie PartnerInnenwahl und eine Selbstbestimmung
über das Gebären von Kindern, sondern hält auch
die Sanktionen für vor- und außereheliche Beziehungen
auf einem sehr niedrigen Niveau, Vergewaltigung und Prostitution
sind vielen geschlechtssymmetrischen Gesellschaften unbekannt.
Weibliche Sexualität wird von den untersuchten Gesellschaften
als mächtig und positiv charakterisiert, und die Mädchen
erhalten, ebenso wie die Buben, ein umfassendes Wissen über
die Funktionen ihres Körpers.
Das letzte Machtfeld ist das der symbolischen Ordnungen, die in
geschlechtssymmetrischen Gesellschaften dem "Weiblichen"
eine zentrale Bedeutung zuweisen und den Frauen in Riten und Versammlungen
einen hohen Stellenwert einräumen. Auch dieses Merkmal hängt
eng mit den anderen Machtfeldern zusammen und erhält seine
Besonderheit aus der Tatsache, daß die Frauen für den
Fortbestand der Gruppe sehr wichtig sind, was auch in den Riten
ausgedrückt wird, indem die Frauen für Geburt und Aufnahme
der Kinder, bzw. die Verabschiedung der Toten zuständig sind.
Die vier Lenz'schen Machtfelder hängen zwar kausal zusammen,
korrellieren aber nicht notwendigerweise miteinander. Es ist durchaus
möglich, daß in der einen geschlechtssymmetrischen
Gesellschaft die Machtposition der Frauen in der Reproduktion
besonders ausgeprägt ist, während sie in der symbolischen
Ordnung nicht genauso viele Rechte und Verantwortung tragen usw.
Diesen graduellen Unterschieden gemäß lassen sich die
geschlechtssymmetrischen Gesellschaften auf einem breiten Spektrum
der Machtverteilungen einordnen. Wir werden uns diese Machtfelder
zunutze machen, um die Gleichberechtigung in den von uns untersuchten
Paarbeziehungen operationalisieren und kategorisieren zu können.
3.1.3. Typen von Liebe
3.1.3.1. Die Sternberg'schen Liebestypen
Interdisziplinär - wie wir zu sein versuchen - befaßten
wir uns auch mit einigen psychologischen Ansätzen, die Liebe
als starke Sympathie oder qualitativ anderes Gefühl auffassen.
Explizit erwähnt sei nur Sternbergs Dreieckstheorie (Herkner
1986).
Nach Sternberg kann Liebe aus Intimität (Vertrautheit), Leidenschaft
und Entscheidung/Bindung (commitment) bestehen. Jede Komponente
stellt eine Seite des Dreiecks dar; die verschiedenen Formen der
Liebe sind demnach verschieden große Dreiecke oder Teildreiecke.
Dem Ausmaß der Liebe entspricht die Größe des
Dreiecks. So enthält z. B. vollständige Liebe alle drei
Grundkomponenten in gleichem Maß in Form eines gleichseitigen
Dreiecks. Unter den drei Grundkomponenten versteht er folgendes:
Intimität (I) kann mit Sympahie gleichgesetzt werden und
umfaßt Vertrautheit, Nähe, Verbundenheit und Wärme.
Leidenschaft (L) ist mit hoher Aktivierung und starken Gefühlen
verbunden. Sexuelle Wünsche, aber auch andere Motive wie
etwa Selbstwerterhaltung oder -steigerung, Dominanz, Unterwürfigkeit,
Bedürfnis für jemand zu sorgen, Bedürfnis nach
Vermeidung von Einsamkeit, usw. spielen hier eine Rolle. Die dritte
Komponente, Entscheidung/Bindung (E/B), besteht aus zwei Teilkomponenten
einer Kurzzeit- und einer Langzeitkompnente. Der Kurzzeitaspekt
ist die Entscheidung, einen bestimmten Menschen zu lieben. Der
Langzeitaspekt ist die Entschedung, eine langfristige Beziehung
aufrecht zuerhalten. Die Komponenten korrelieren miteinander und
lassen sich zu acht Varianten der Liebe kombinieren.
1) Nichtliebe (weder L noch I noch E/B): Die meisten Interaktionen
folgen dieser Kategorie.
2) Sympathie (nur I): Verbundenheit und Wohlwollen ohne
Leidenschaft und ohne Bindung ist für manche kurzfristigen
Bekanntschaften und FreundInnenschaften charakteristisch.
3) Verliebtheit (infatuated love, nur L): Verliebtheit
ist durch ein hohes Ausmaß von Aktivierung gekennzeichnet.
Sie kann ganz plötzlich einsetzen und mitunter ebenso schnell
wieder aufhören.
4) Leere Liebe (nur E/B): In manchen langfristigen Beziehungen
sind Leidenschaft und Intimität verschwunden. Die Beziehung
wird nur mehr aufrechterhalten, weil mensch sich einmal dazu entschlossen
hat. Unter bestimmten Bedingungen (z. B. wenn eine Ehe aus finanziellen
oder geschäftlichen Gründen geschlossen wurde) kann
leere Liebe am Beginn der Beziehung vorliegen, und es können
andere Formen der Liebe folgen.
5) Wahre Liebe (romantic love, L und I): Im Gegensatz zur
bloßen Verliebtheit besteht die wahre oder romantische Liebe
nicht nur aus Leidenschaft, sondern es kommt die stabilisierende
Komponente der Intimität (Vertrautheit, Einstellungsähnlichkeit
usw.) hinzu.
6) Kameradschaftliche Liebe (I und E/B): Diese Kombination
ist für tiefe, langfristige FreundInnenschaften charakteristisch,
aer auch für viele Ehen, in denen die (vor allem sexuell
bedingte) Leidenschaft nicht mehr vorhanden ist.
7) Alberne Liebe (fatuous love, L und E/B): Die alberne
Liebe ist ein Lieblingsthema der Trivialfilme und -romane (in
der Trivialkunst wird sie allerdings ernst genommen und keineswegs
als albern hingestellt). aufgrund einer kurzen, aber heftigen
Verliebtheit wird eine Ehe geschlossen. Da das stabilisierende
Element der Intimität fehlt, ist bei solchen Beziehungen
die Wahrscheinlichkeit des Mißlingens besonders groß.
8) Vollkommene Liebe (L, I und E/B): Diese Form der Liebe
wird wohl von den meisten Menschen anagestrebt, dürfte aber
eher selten vorkommen. Zumindest ist sie in der Regel nicht sehr
langlebig, weil die Leidenschftskomponente nur selten dauerhaft
ist.
Sternbergs Hypothesen über den zeitlichen Verlauf der drei
Komponenten lauten: Während Intimiät und Entscheidung/Bindung
mit der Zeit zunehmen oder konstant bleiben (zumindest in intakten
Beziehungen), nimmt die Leidenschaft nach einem frühen Höhepunkt
zwangsläufig wieder ab.
Fehr (1988) analysierte vom Standpunkt des Prototypenansatzes,
welche Bedeutung die Begriffe Liebe und Bindung (für LaiInnen)
haben. In der ersten Untersuchung sollten die Versuchspersonen
die charakteristischen Merkmale von Liebe und Bindung angeben.
Den Versuchspersonen der zweiten Untersuchung wurden die in der
ersten Untersuchung ermittelten Merkmale vorgegeben, die sie danach
beurteilen sollten, wie zentral (typisch) jedes einzelne Merkmal
für den Begriff ist. In vier weiteren Untersuchungen wurden
komplexere Fragestellungen untersucht, z. B. ob nach Meinung der
Versuchspersonen durch das Fehlen zentraler Merkmale eine Liebesbeziehung
stärker beeinrächtigt wird als durch das Fehlen periphärer
Merkmale). Die Versuchspersonen waren amerikanische StudentInnen
mit einem Durchschnittsalter von 22 Jahren.
Die genannten Merkmale wurden von mindestens 7 % der Versuchspersonen
genannt. Das sind 30 Merkmale für Liebe und 20 für Bindung
(etwa die Hälfte aller genannten Merkmale). Für Liebe
wurden 68, für Bindung 40 Merkmale genannt. 21 Merkmale (von
insgesamt 87 = 68 + 40 - 21) kommen in beiden Listen vor Das bedeutet,
daß Liebe und Bindung überlappende Begriffe sind, wie
von Kelley, 1983, angenommen wurde, und daß Bindung nicht
eine Teilmenge von Liebe ist, wie von Sternberg, 1986, angenommen
wuurde, denn in diesem Fall hätten alle oder die meisten
Merkmale von Bindung gleichzeitig Merkmale von Liebe sein müssen.
Interessant ist auch der Inhalt der Merkmalslisten. Der Begriff
Liebe umfaßt in der Alltagssprache Sympathie (kameradschaftliche
Liebe) und Leidenschaft sowie zumindest einen Teil von Entscheidung/Bindung.
Sympathie ist jedoch am wichtigsten, weil die meisten der genannten
Merkmale Sympathieaspekte sind. Obwohl es sich um junge Versuchspersonen
handelte, wurden Leidenschaftsaspekte (Herzklopfen, sexuelle Leidenschaft,
Euphorie) vergleichsweise selten genannt.
3.1.3.2. Die Giddens'schen Liebestypen
Giddens beschreibt in "Wandel der Intimität" (1993)
vier Liebestypen, den der leidenschaftlichen, der romantischen
und der partnerschaftlichen Liebe, und entwickelt daraus Aussagen
über sein Beziehungsideal der reinen Beziehung.
Das Kennzeichen der leidenschaftlichen Liebe ist die Dringlichkeit,
die sie von den Routinen des alltäglichen Lebens unterscheidet,
mit denen sie konsequenterweise tendenziell in Konflikt gerät.
Die emotionale Beziehung zur/zum anderen beherrscht alles - so
stark, daß die Beteiligten verführt werden können,
ihren alltäglichen Verpflichtungen nicht mehr nachzukommen.
Leidenschaftliche Leibe bedeutet eine Verzauberung, die in ihrer
Hingabe religiöse Züge annehmen kann. Sie entwurzelt
das Individuum aus dem Irdischen und schafft eine Bereitschaft
für radikale Entscheidungen und große Opfer. Leidenschaftliche
Liebe ist gefährlich, wenn es um die Aufrechterhaltung der
sozialen Ordnung und die Einhaltung von Pflichten geht. Sie wurde
niemals als nötig empfunden, als ausreichende Basis für
die Ehe zu gelten.
Die romantische Liebe ist ein integriertes Element der leidenschaftlichen
Liebe. Sie ist eine Verknüpfung von Liebe und Freiheit -
die Selbstverwirklichung innerhalb der Beziehung entsteht. Romantische
Liebe setzt einen bestimmten Grad an Selbstbefragung voraus: Was
empfinde ich für die/den anderen? Was empfindet sie/er für
mich? Sind unsere Gefühle tief genug, um eine längere
Beziehung einzugehen? Im Gegensatz zur leidenschaftlichen Liebe,
zur amour passion, die die Individuen unberechenbar aus allem
herausreißt, löst die romantische Liebe sie aus ihren
weiteren sozialen Beziehungen auf andere Art. Sie erzeugt eine
leidenschaftliche Lebensperspektive, die sich auf eine zwar absehbare,
aber nicht näher bestimmte Zukunft richtet. Sie schafft eine
"gemeinsame Geschichte", die die eheliche Beziehung
aus der sonstigen familiären Organisation löst und ihr
einen besonderen Stellenwert gibt. Sie fixiert sich auf die/den
anderen und idealisiert sie/ihn, und sie entwirft eine Zukunft.
Sex ist nun einmal ein schillerndes Mittel bei der romantischen
Suche nach dem Schicksal. Die Suche nach romantischer Liebe bedeutet
nicht mehr, als daß die Sexualität bis zu einem Punkt
hinausgezögert wird, an dem mensch die ersehnte Beziehung
gefunden hat.
PartnerInnenschaftliche Liebe setzt Gleichberechtigung im emotionalen
Geben und Nehmen voraus. Sie ist aktiv und kontingent. Romantische
Vorstellungen wie "für immer" oder "die/der
einzige" gibt es nicht mehr. Je mehr die entwickelnde, partnerInnenschaftliche
Liebe reale Möglichkeit wird, desto mehr weicht die Suche
nach der "besonderen Person" der nach der "besonderen
Beziehung". Liebe entwickelt sich, indem beide bereit sind,
der/dem anderen Interessen und Bedürfnisse zu offenbaren
und dadurch ihre Verletzlichkeit zu zeigen. Dieses Ideal entsteht
in einer Gesellschaft, in der nahezu jedeR die Möglichkeit
zu sexueller Erfüllung hat.
Die Entscheidung, ob eine Beziehung aufrecht erhalten oder aufgelöst
wird, hängt zum ersten Mal wesentlich davon ab, ob beide
sexuelle Lust empfinden können. Die Kultivierung sexueller
Geschicklichkeit, die Fähigkeit, Befriedigung sowohl zu schenken
als auch selbst zu erfahren, werden von beiden Geschlechtern auf
der reflexiven Ebene durch eine Vielfalt von Informationen, Hinweisen
und Anleitungen zur Sexualität organisiert. (Giddens 1993:
74)
Der Begriff der reinen Beziehung bezieht sich auf eine Situation,
in der mensch eine soziale Beziehung um ihrer selbst willen eingeht,
bezieht sich also auf das, was aus einer dauerhaften Bindung mit
der anderen Person abgeleitet werden kann. Eine Beziehung also,
die nur so lange fortgesetzt wird, solange es für beide Parteien
klar ist, daß alle Beteiligten sich in ihr wohlfühlen.
Liebe war in den traditionellen Modellen des Zusammenlebens an
Sexualität gebunden. Nun aber stiftet mehr und mehr die reine
Beziehung die Verbindung zwischen Liebe und Sexualität. Die
romantische Liebe hat dazu beigetragen, daß der reinen Beziehung
im Bereich der Sexualität ein Weg gebahnt worden ist, und
trotzdem wird diese nun selbst durch genau jene Entwicklung unterlaufen,
die sie selbst in Gang gesetzt hat.
3.2. Offene Fragen
Jene Autoren, deren Typisierungen von Liebe wir rezipiert haben
(Sternberg in Herkner 1986, Giddens 1993), treffen keine Aussage,
ob es einen empirischen Zusammenhang zwischen den Liebestypen
und Beziehungstypen gibt. (Uns würde dabei natürlich
insbesondere ein eventueller Zusammenhang zwischen den Liebestypen
und den verschiedenen Vorstellungen von Gleichberechtigung interessieren.)
Daher stellt sich die Frage, was die Kategorisierung von Liebestypen
eigentlich aussagen soll und wie und wo sie angewendet werden
kann.
Einen weiteren wunden Punkt entdeckten wir bei Beck/Beck-Gernsheim
(1990). Sie weisen nach, daß sich die Geschlechterrollen
allmählich auflösen. Wenn die Nichtgleichberechtigung
von Frauen und Männern an den Geschlechterrollen festgemacht
wäre, müßte nach ihren Annahmen automatisch Gleichberechtigung
entstehen, was zumindest im Moment keineswegs zu beobachten ist.
Die Kleinfamilie, die mit den Geschlechterrollen steht und fällt,
wäre ebenfalls am Ende, und da Beck/Beck-Gernsheim sie als
einen Pfeiler der Industriegesellschaft ansehen, sagen sie eigentlich
das Ende der Industriegesellschaft voraus, was ebenfalls (noch)
nicht der Fall ist.
Gleichberechtigung ist ein primär politischer Begriff, der
von den beiden Frauenbewegungen geprägt wurde, und als solcher
wissenschaftlich kaum belegt. Zwar stehen verschiedene Studien
über die Lebensrealität von Frauen zur Verfügung,
so z. B. der Mikrozensus 1984, die reichhaltiges Zahlenmaterial
aufbereitet haben, unter anderem auch zum Anteil der männlichen
Hilfe bei der Hausarbeit. Weiters ist gerade zum Thema der (unbezahlten)
Hausarbeit von Frauenforscherinnen auch sehr viel theoretische
Vorarbeit geleistet worden, die für politische Forderungen
grundlegend war. Was jedoch fehlt, sind zusammenfassende Darstellungen
jener Strukturen und Zusammenhänge, die nicht nur zur ungleichen
Verteilung der Hausarbeit oder der Sorge um Verhütung beitragen,
sondern die die gesamte Paarbeziehung in all ihren Bereichen beeinflussen.
Neben einigen punktuellen Untersuchungen zur Struktur der neuen
L(i)ebensform des jugendlichen Zusammenlebens gibt es keine zuverlässigen
Aussagen dazu, wie die Gleichberechtigungsideale in den realen
Paarbeziehungen verwirklicht werden. Und gerade Bjin (1986)
läßt ungeklärt, wie der Konflikt zwischen Aufgabenteilung
und Gleichheitsideal im jugendlichen Zusammenleben gelöst
wird/werden kann.
Eine weitere Lücke im gesichteten Material stellt die ungenügende
Dokumentation sexueller Zufriedenheit dar. Zwar fragen Masters/Johnson
(1987) nach "Sexualbefriedigung", doch geht es dabei
eher um ein mechanistisches Konzept von Befriedigung, die meist
in Orgasmen gemessen wird. Sexuelle Zufriedenheit ist jedoch etwas
anderes, Umfassenderes, sie behält den Blick auf einem Gesamtzustand
des Wohlbefindens. Wahrscheinlich wurde sie deshalb bei den bekannten
quantitativen Untersuchungen (Hite 1978, Michael/Gagnon/Laumann/Kolata
1994, Senger/Hoffmann 1993, Kinsey 1954 und 1955, Masters/Johnson
1987) nicht erhoben. Aufgrund dieser Quellenlage konnten wir auch
keine Aussagen zum Zusammenhang zwischen der Lebensrealität
von Frauen und Männern in Paarbeziehungen und ihrer sexuellen
Zufriedenheit finden.
Unser Überblick über den Wissensstand ist nicht vollständig
und kann es aufgrund des Ressourcen- und Zeitrahmens auch nicht
sein. Theoretische Überlegungen zur Entstehung und Relevanz
von Vorstellungen, zur Entstehung von geschlechtsspezifischen
Rollenstereotypen usw. wären zwar interessant und für
die Absicherung unserer Vorannahmen und unserer Forschungsfrage
von Belang, wir haben uns allerdings zum Mut zur Lücke entschlossen
und weisen an dieser Stelle daraufhin, daß wir uns dieser
Lücke bewußt sind, sie aber absichtlich in kauf nehmen.
4. Forschungsfrage und Hypothesen
4.1. Forschungsfrage
Der politische Anspruch der Frauenbewegung an die Gesellschaft
spiegelt sich im Streben nach einer Gleichberechtigung von Mann
und Frau in der Paarbeziehung wider.Wir gehen davon aus, daß
die Idealvostellungen von Gleichberechtigung nach unserem Verständnis
in den meisten Beziehungen jedoch nicht erfüllt sind. Uns
interessiert, inwieweit das Ausmaß der Diskrepanz zwischen
Vorstellung und Realität von Gleichberechtigung die sexuelle
Zufriedenheit beeinflußt. Sexuelle Zufriedenheit ist wichtig,weil
ein intensives Lebensgefühl nach einer Studie (Schulz/Beckemeyer/Sander/Wolterhoff
1981) der stärkste Glücksfaktor ist, gefolgt von PartnerInnenbeziehung
und Beruf.
Aus der Kenntnis der oben vorgestellten Theorien und Untersuchungen
über die Veränderung der Paarbeziehungen, Gleichberechtigung
und sexuelle Zufriedenheit haben wir folgende Hypothesen entwickelt:
* Jede in einer PartnerInnenschaft lebende Person hat Vorstellungen
von Gleichberechtigung und versucht, sie in der Beziehung zu verwirklichen.
* Gelingt ihr das nicht, so ist sie unzufrieden (Diskrepanz zwischen
Ideal und Realität).
* Diese Unzufriedenheit äußert sich auch im sexuellen
Bereich.
* Wir vermuten eine Korrelation zwischen der Diskrepanz und sexueller
Zufriedenheit.
* Je größer die Diskrepanz, desto kleiner die sexuelle
Zufriedenheit.
Wir verbinden in unseren Hypothesen Gleichberechtigung und Gerechtigkeitstheorie,
indem wir annehmen, daß eine Enttäuschung der Vorstellungen
von Gleichberechtigung analog zu einer Frustration des Gerechtigkeitsempfindens
zu Unzufriedenheit führt. Um sowohl die ideale als auch die
reale Gleichberechtigung erheben und vergleichen zu können,
werden wir sie anhand der Lenz'schen Machtfelder operationalisieren.
Die Diskrepanz zwischen den Vorstellungen von Gleichberechtigung
und der tatsächlich in der PartnerInnenschafat gelebten Machtverteilung
wird anhand der vier Machtfelder festgestellt und - wenn möglich
- typisiert.
Ilse Lenz untersuchte die reale Macht der Frauen in sogenannten
geschlechtssymmetrischen Gesellschaften (1990). Zum bessseren
Vergleich unterscheidet sie vier strategische Machtfelder (Produktion,
Reproduktion, Körper/Sexualität und symbolische Ordnung),
die nicht notwendigerweise miteinander korrelieren. Um vergleichbare
Interviews zu bekommen, wollen wir in dem Interviewteil, der die
Vorstellungen von Gleichberechtigung und die erlebte Gleichberechtigung
erhebt, den Leitfaden an Lenz' Machtfelder anlehnen. Mit den einzelnen
Bereichen ist gemeint:
* Produktion: Analog zur Wirtschaftsform, und die gesellschaftliche
Organisation der Verfügung über materielle Ressourcen
in ganzen Gesellschaften werden wir in den Paarbeziehungen die
Verteilung von und Zusammenhänge zwischen Arbeitskraft, Ausbildung,
und Vermögen von Frau und Mann und die Verfügung über
das Produkt der eigenen Arbeit betrachten. Mögliche Fragen
dazu sind: wer trägt was und wieviel zum Bestehen der Gemeinschaft
bei (materiell), wofür wird wessen Geld ausgegeben, wer bezahlte
das Auto und wer fährt damit in die Arbeit, wer hat Zugang
zum (gemeinsamen?) Konto usw.?
* Reproduktion: Während bei der Betrachtung ganzer Gesellschaften
dieser Bereich völlig den Paarbeziehungen gewidmet ist, werden
wir uns in diesem Machtfeld auf Entscheidungen den gemeinsamen
Haushalt, Kindererziehung, Freizeitgestaltung usw. konzentrieren.
Mögliche Fragen sind hier: wer nimmt sich Zeit für die/den
andereN (emotionaler Bereich), wer leistet wieviel Beziehungsarbeit,
machen Veränderungen und Krisen von außen (z. B. Todesfall)
die Handhabung der Gleichberechtigung flexibel usw.?
* Körper/Sexualität: Bei Lenz geht es hier hauptsächlich
um Körperbilder, Wissen um Körperfunktionen, Keuschheitsnormen,
Hygiene und ähnliches. Wir operationalisieren dieses Machtfeld
in den Paarbeziehungen mit der "Regelung" des Geschlechtsverkehrs:
unter welchen Umständen wird Sex gemacht, wer ist für
die Verhütung zuständig, wer kann ihre/seine Phantasien
in der Paarbeziehung ausleben usw.?
* Die symbolische Ordnung: Dieses Machtfeld umfaßt bei Lenz
Religion, Riten und politische Macht. Analog zu den Riten einer
Gruppe könnte mensch die Beziehungsrituale in den Paarbeziehungen
untersuchen. Weitere Ansätze einer Operationalisierung sind:
wer macht welche gemeinsamen längerfristigen Zukunftspläne
(z. B. Hausbau), wer beeinflußt die politische Orientierung
der/des anderen, wer geht zu Behörden, meldet die/den anderen
beim Zahnarzt an und vertritt das Paar nach außen usw.?
Die sexuelle Zufriedenheit wollen wir einerseits aus der Beziehungsgeschichte
(Teil 2 des Interviews, siehe 5.2.) filtern und andererseits die
InterviewpartnerInnen konkret danach fragen. Sexuelle Zufriedenheit
soll dabei vor allem dann bestehen, wenn die InterviewparatnerInnen
sich selbst als sexuell zufrieden einschätzen. Die Ergebnisse
werden anschließend - sofern möglich - typisiert und
zur Diskrepanz zwischen vorgestellter und tatsächlicher Gleichberechtigung
in Beziehung gesetzt.
5. Design und Methoden
5.1. Population und Stichprobe
Weil es uns um die Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann und
den Gleichberechtigungsbegriff der Frauenbewegung geht, werden
wir ausschließlich Personen, die Teil einer heterosexuellen
Paarbeziehung sind, interviewen. Wir werden immer jeweils eine
Person pro Paar befragen, da die sexuelle Zufriedenheit der/des
einzelnen im Vordergrund steht. Die Personen sollten, um Bjins
Beschreibung des jugendlichen Zusammenlebens (1986) zu entsprechen,
zwischen 25 und 35 Jahre alt sein.
Damit bereits eine Beziehungsgeschichte vorliegt, sollen die Personen
bereits vor mindestens einem Jahr diese Paarbeziehung eingegangen
sein, denn bei sehr jungen Beziehungen überwiegen meist die
Vorstellungen die tatsächlichen Erfahrungen, und der Blick
wird von der ersten Verliebtheit getrübt. Die Personen sollen
eine solche Beziehung führen, in der alle vier Lenz'schen
Machtfelder feststellbar sind. Daher wird es notwendig sein, daß
sie einen gemeinsamen Haushalt führen. Weil wir über
keine finanzielle Mittel für unsere Untersuchung verfügen,
wird die Stichprobe zwischen 10 und 12 Personen umfassen, die
in Wien und Umgebung leben. Den Kontakt zu unseren InterviewpartnerInnen
werden wir nach Kinseys Empfehlungen über die Empfehlung
von FreundInnen und Bekannten knüpfen.
Wir schränken unsere Population und Stichprobe nicht weiter
ein, obwohl wir glauben, daß es Faktoren gibt, die die Interaktionsmuster
in der Paarbeziehung beeinflussen (z. B. Kinder, Beziehungsdauer,
Erwerbstätigkeit einer oder beider PartnerInnen, Einkommenssituation,
Bildung, ...). Dies deshalb, weil wir davon abstandnehmen, unsere,
bzw. die Vorstellungen der Frauenbewegung von Gleichberechtigung
als Maß aller Dinge für unsere Population und/oder
Stichprobe zu verwenden. Für unsere Forschungsfrage ist irrelevant,
aus welchem Grund (unter dem Einfluß welcher Faktoren) die
Diskrepanz zwischen den Vorstellungen und gelebter Gleichberechtigung
groß oder klein ist, Hautpsache, es besteht ein wie auch
immer gearteter Zusammenhang zwischen dieser Diskrepanz und der
sexuellen Zufriedenheit. Wir gehen im Ansatz unseres Forschungsdesigns
davon aus, daß Faktoren, die die Interaktionsmuster verändern,
für unsere Forschungsfrage nicht relevant sind, da unser
Interesse sich auf die Differenz zwischen Vorstellung und Realität
einschränkt. Sollte sich heruasstellen, daß diese Faktoren
für unsere Forschungsfrage immanent sind, wird eine Überarbeitung
des Forschungsdesigns und gegebenenfalls eine Einschränkung
der Population vorgenommen.
5.2. Methoden
Schulz/Norden stellten in ihrer Untersuchung "Von der Institution
Familie zu den Teilbeziehungen zwischen Mann, Frau und Kind. Zum
Strukturwandel in Ehe und Familie." (1983) fest, daß
bei quantitativen Erhebungsverfahren bezüglich der Zufriedenheit
mit der eigenen Ehe Antwortverzerrungen stattfinden. Mit qualitativen
Methoden kann diese Verzerrung verhindert werden, denn hier sind
Unzufriedenheiten festzustellen, die für quantitative Methoden
nicht wahrnehmbar sind.
Daher werden wir qualitative Interviews mit themenbezogenem Leitfaden
durchführen (Froschauer/Lueger 1992), die in drei inhaltliche
Teile aufgegliedert sein werden:
* Vorstellungen von Gleichberechtigung
* Beziehungsgeschichte (tatsächliche Gleichberechtigung)
* sexuelle Zufriedenheit
Bei den Vorstellungen von Gleichberechtigung und der Beziehungsgeschichte
werden die vier Machtfelder von Lenz (1990) abgefragt (siehe 4.3.
Operationalisierung). Es ist noch methodisch abzuklären,
inwiefern eine Vorselektierung der Fragefolge auf das Antwortverhalten
Einfluß ausübt. Weiters ist der Leitfaden noch auszuarbeiten,
denn für die vier Machtfelder müssen wir uns noch genaue
Fragemöglichkeiten überlegen. Die notwendige Größe
des Ausschnittes aus der Beziehungsgeschichte hängt von den
jeweiligen Machtfeldern ab und muß noch genau festgelegt
werden (z. B. die Schilderung des Verlaufs eines einzelnen Abends
für das Machtfeld "Reproduktion" oder die Gründe
beider PartnerInnen für den Entschluß zusammenzuziehen
für das Machtfeld "symbolische Ordnung"). Bei der
Durchführung der Interviews werden wir uns an die Empfehlungen
von Kinsey (1955) halten, sind uns aber bewußt, daß
nur Übung die/den MeisterIn macht, und hoffen auf die Interviewschulung
im Forschungspraktikum.
Anhand der Inhaltsanalyse der Lenz'schen Machtfelder werden wir,
sofern das bei unserer kleinen Stichprobe möglich sein wird,
eine Typenbildung vornehmen. Dabei halten wir uns an Herwartz-Emden
(1991), die in ihrer Untersuchung des geschlechtsspezifischen
Sprachgebrauchs an Universitäten ebenfalls eine Operationalisierung
in Feldern vornahm und daraus Typen bildete. Weitere Überlegungen
über unsere Analysemethoden wird im Sommersemester stattfinden.
5.3. Zeit- und Arbeitsplan
* Interviewschulung Anfang März
* Methodische Überlegungen und weitere Operationalisierung
Ende März abgeschlossen
* Interviews Ende April abgeschlossen; Entscheidungsknoten nach
jedem Interview
* Transkription Ende Mai abgeschlossen
* Erste Analyseschritte ab Juni; Zwischenbericht
* Analyse Ende Dezember abgeschlossen; Abschlußbericht
6. Literaturübersicht
Aries, Philippe (1986): "Die unauflösliche Ehe."
In: Aries, Philippe; Bejin, Andre; Foucault, Michel e. a. (Hg.):
"Die Masken des Begehrens und die Metamorphosen der Sinnlich-
keit. Zur Geschichte der Sexualität im Abendland." Fischer:
Frankfurt/M, S.176 - 196.
Beauvoir, Simone de (1951): "Das andere Geschlecht.
Sitte und Sexus der Frau." Rowohlt: Reinbek/Hamburg.
Beck, Ulrich, Beck-Gernsheim, Elisabeth (1990): "Das
ganz normale Chaos der Liebe." Suhrkamp: Frankfurt/M.
Bejin, Andre (1986): "Ehe ohne Trauschein heute."
In: Aries, Philippe; Bejin, Andre; Foucault, Michel e. a. (Hg.):
"Die Masken des Begehrens und die Metamorphosen der Sinnlich-
keit. Zur Geschichte der Sexualität im Abendland." Fischer:
Frankfurt/M, S.197 - 208.
Bornemann, Ernest (1992): "Sexuelle Marktwirtschaft.
Vom Waren- und Geschlechtsverkehr in der bürgerlichen Gesellschaft."
Fischer: Frankfurt/M.
Flandrin, Jean Louis (1986): "Das Geschlechtsleben
der Eheleute in der alten Gesellschaft: von der kirchlichen Lehre
zum realen Verhalten."In: Aries, Philippe; Bejin, Andre;
Foucault, Michele. a. (Hg.): "Die Masken des Begehrens und
die Metamorphosen der Sinnlich- keit. Zur Geschichte der Sexualität
im Abendland." Fischer: Frankfurt/M, S. 147 - 164.
Friedan, Nancy (1970): "Der Weiblichkeitswahn oder
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